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Die Festung Hohensalzburg, unübersehbares und bei
Einheimischen wie Touristen beliebtes Wahrzeichen der
Stadt, war 1934 Gefängnis für Teilnehmer des gescheiterten
NS-Putsches. Die Gauleitung nannte die Festung
ab 1938 in Erinnerung an die Putschisten „Burg der
Getreuen“. Als knapp 70 Jahre später die Grünen auf
die problematische
Präsentation von NS-Hoheitszeichen
im Rainer-Regimentsmuseum, das seit 1924 in der Festung
untergebracht ist, aufmerksam machten, fühlte
sich auf politischer Ebene niemand dafür zuständig. |
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Im 1940 erschienenen Geleit- und Erinnerungsbuch zu Hohensalzburg
übertrafen sich die Autoren in dramatischen Formulierungen:
„Die Feste Hohensalzburg, das Wahrzeichen der Stadt Salzburg, ist
eine der schönsten und mächtigsten alten Burgen des Großdeutschen
Reiches. Weithin schaut man von ihr hinaus ins schöne deutsche Land,
ins Berchtesgadener Land zum Berghof Adolf Hitlers, in die Bayrische
Ebene. (…) Eine leidvolle Zeit in der Geschichte der Burg waren dann
jene letzten Jahre von 1933 bis zur Heimkehr der Ostmark ins großdeutsche
Vaterland, in denen etwa 400 Nationalsozialisten in den
Kasematten der Hohensalzburg eingekerkert waren.“
Auch wenn die Zahl von rund 400 auf Hohensalzburg inhaftierten
NS-Putschisten übertrieben sein dürfte, erhielt die Festung
vom Salzburger Gauleiter Friedrich Rainer offiziell den Namen
„Burg der Getreuen“. Schon im März 1938 nutzte die Hitlerjugend
Hohensalzburg als Treffpunkt und Heim. Zudem wollten die Nationalsozialisten
ein NS-Museum errichten. Im August 1942 wurde
die Festung an den Reichsgau Salzburg übergeben, verbunden mit
einem großen Brauchtumsfest unter der Leitung des NS-Heimatpflegers
Kuno Brandauer. Die Pläne um eine eigene „Gauburg“
und ein „Gauforum“ auf dem Kapuzinerberg sowie der Kriegsverlauf
führten zur Verschleppung der Museumsidee. Im Zweiten
Weltkrieg dienten drei Türme der Festung als Stellungen für
Flakgeschütze. 1945 war es dann sowieso nichts mehr mit einem
NS-Museum.
Das Ende des Dritten Reichs und die „Entnazifizierung“ dürften
beim Rainer-Regimentsmuseum spurlos vorübergegangen sein. Im
Jahr 2006 machten die Salzburger Grünen auf die im Museum
ausgestellten Hakenkreuze, Uniformen und Wehrmachtsorden
aufmerksam, die ohne politische und historische Kommentierung
präsentiert wurden. Die Grünen forderten die ressortzuständigen
Politiker Othmar Raus (SPÖ) und Wilfried Haslauer (ÖVP) auf, ihre
Verantwortung wahrzunehmen, die betreffende Halle im Museum
zu schließen und die Ausstellung von Historikern bearbeiten zu
lassen. Sowohl Raus als auch Haslauer fühlten sich nicht zuständig.
Haslauer verwies darauf, dass die Festung in Bundesbesitz und die
Angelegenheit also Bundessache wäre. Auch ein Verwaltungsstrafverfahren
wegen Verstoßes gegen das Abzeichengesetz verlief im
Sand. Der damit befasste Polizeijurist argumentierte, in der Ausstellung
würde das Ideengut des Nationalsozialismus weder verherrlicht
noch propagiert. Historiker sind in diesem Punkt allerdings anderer
Meinung. Bei einem Lokalaugenschein im Oktober 2008 waren
einige Vitrinen leergeräumt, man konnte nur mehr die verstaubten
Umrisse der nicht mehr vorhandenen Medaillen und Abzeichen
sehen. Ein Zettel wies darauf hin, dass die Vitrinen „in Arbeit“ seien.
Unterdessen teilte die Stadt Salzburg in einer Presseaussendung
mit, dass der Kurator des Rainer-Regimentsmuseums, Karl Polansky,
wegen seiner „großen Verdienste“ um die „Wahrung der Tradition“
mit dem Bürgerbrief geehrt wurde. (sr) |
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Ernst Hanisch: Gau der guten Nerven. Die nationalsozialistische Herrschaft
in Salzburg 1938–1945. Salzburg, München 1997.
Werner Thuswaldner, Clemens Hutter: Die Festung Hohensalzburg.
Vom Wehrbau zum Wahrzeichen. Salzburg 1992. |
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