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Josef Thorak, 1889 in Wien geboren und in Salzburg
aufgewachsen, galt neben Arno Breker als Lieblings-
bildhauer Adolf Hitlers. Skrupellos verfolgte er seine
NS-Karriere, war mit Albert Speer und Martin Bormann
befreundet und arbeitete mit der SS im KZ Dachau
zusammen. Salzburg ehrte den Bildhauer Hitlers nach
1945, organisierte 1950 eine Ausstellung, stellte seine
monumentalen Skulpturen im Mirabellgarten auf, wo
sie heute noch zu „bewundern“ sind, und benannte
eine Straße nach ihm. |
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1933 war der Wendepunkt in Thoraks Leben. Der mittlerweile in
Berlin lebende Bildhauer ließ sich nach der Machtübernahme der
Nationalsozialisten von seiner zweiten Frau Hilda, die nun als Jüdin
galt und mit der er einen Sohn hatte, scheiden, um seine Karriere
voranzutreiben. Als erste Ergebenheitsbekundung fertigte Thorak
eine Büste von Joseph Goebbels an und unterschrieb einen „Aufruf
der Kulturschaffenden“ für Hitler. Im Frühling 1936 verbrachte
Thorak auf Einladung Hitlers einige Tage auf dem Obersalzberg.
Zahlreiche öffentliche Aufträge folgten. Er erhielt von Hitler und
Speer ein Staatsatelier in Baldham bei München und wurde als
Professor an die Münchner Kunsthochschule berufen. Der vielbeschäftigte
Bildhauer modellierte Büsten von Hitler, Goebbels und
Mussolini. Letztere machte Hitler dem „Duce“ 1940 zum Geschenk.
Vom Bildhauer stammten die Skulpturen des Olympiageländes in
Berlin 1936, die monumentalen Plastiken des deutschen Pavillons
auf der Weltausstellung 1937 in Paris, die Skulpturen für die Neue
Reichskanzlei in Berlin und für das Märzfeld in Nürnberg. An der
„Reichsautobahn“ beim Walserberg in Salzburg sollte Thorak im
Auftrag Hitlers und Speers ein überdimensionales „Denkmal der
Arbeit“ errichten. Auch die Autofirma Mercedes-Benz warb 1940
mit Thoraks Modell für dieses Denkmal, das jedoch nie realisiert
wurde.
Thorak versprach Hitler persönlich, sich „mit ganzer Kraft für
die deutsche Kunst“ einzusetzen, und gehörte zu den 21 vom
„Führer“ und Goebbels bestimmten „gottbegnadeten“ Künstlern,
die „unersetzlich“ und deshalb von Wehrdienst und Einsatz in
der Rüstungsindustrie befreit waren. Thorak trat auch der NSDAP
bei. 1943 kaufte der Bildhauer das „arisierte“ Schloss Prielau im
Pinzgau und schenkte Salzburg als Dank dafür die Skulpturen
„Fischer von Erlach“ und „Paracelsus“, Letztere ist heute noch im
Kurgarten vor dem Paracelsus-Bad zu sehen. Für Prielau ließ er sich
vom Kunsträuber Kajetan Mühlmann gotische Türen und Skulpturen
aus Frankreich und den Niederlanden herbeischaffen. 1944
nahm Thorak an der Ausstellung „Deutsche Künstler und die SS“
in Salzburg teil, bei der er auch seine Hitlerbüste präsentierte. Eines
der dunkelsten Kapitel seines Lebens war die Funktion als künstlerischer
Berater der SS-eigenen Porzellanmanufaktur Allach auf
dem Gelände des KZ Dachau, wo er persönlich die KZ-Häftlinge
bei ihrer Arbeit in der Fabrik inspizierte. Thorak war bis zuletzt vom
„Endsieg“ überzeugt.
Nach 1945 löste Thorak seine Person und seine Werke bewusst
aus dem politischen Kontext. Das „Spruchkammerverfahren“
(Entnazifizierung) in München 1948 endete mit einem Freispruch,
da er beteuerte, niemals der NSDAP angehört zu haben, und sich
als Opfer der politischen Verhältnisse darstellte. Die öffentliche
Rehabilitierung fand ihren Ausdruck in der Präsentation seiner
Werke anlässlich einer Ausstellung im Salzburger Mirabellgarten
im Rahmen der Salzburger Festspiele 1950. 1952 starb Josef
Thorak und wurde in einer Ehrengruft auf dem Friedhof St. Peter
beerdigt. Ungeachtet seiner Rolle während der NS-Zeit benannte
1963 Salzburg im Stadtteil Aigen eine Straße nach dem Künstler.
Anträge zur Umbenennung der Straße gibt es seit 1986, die Initiative
dazu kam von Salzburger Historikern und der Bürgerliste. Eine
Entscheidung diesbezüglich ist bis dato nicht bekannt. (sr) |
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Susanne Rolinek: „… mit ganzer Kraft für die deutsche Kunst“. Der
Bildhauer Josef Thorak als NS-Karrierist, in: Politische Skulptur –
Barlach / Kasper / Thorak / Wotruba, Ausstellungskatalog OÖ. Landesgalerie.
Weitra 2008, S. 77–96. |
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