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Wie wenig wirksam die „Entnazifizierung“ ab 1945
durch US-Militärverwaltung und Republik Österreich
war, zeigt auch das „Lager Glasenbach“ bei Salzburg.
Hier waren verdächtige NSDAP-, SA- und SS-Mitglieder
sowie mutmaßliche Kriegsverbrecher und Massenmörder
interniert. Sie konnten sich bei relativ guter
Infrastruktur erholen, waren bewacht, doch weitgehend
sich selbst überlassen. Hier rekrutierte Österreichs
sogenanntes „drittes Lager“ spätere Politiker und
Führungskräfte. |
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Im „Lager Glasenbach“ liegen Wurzeln der rechtspopulistischen
„Freiheitlichen Partei“ (FPÖ), die wesentlich später u. a. Jörg Haider
hervorbrachte. Das Areal mit 20 bis 30 Baracken gehörte nie zur
Gemeinde Elsbethen-Glasenbach, sondern lag am anderen Ufer der
Salzach in der Stadt Salzburg. „Lager Glasenbach“ hieß es im Volksmund
wegen der nahen Bahnstation. Offiziell war das Lager nach
einem amerikanischen Offizier benannt: „Camp Marcus W. Orr“.
Es gibt Hinweise, dass nach Auflösung des Lagers im Januar
1948 wichtige Akten vernichtet wurden, um NS-Täter für ihre Karrieren
in Österreich zu schützen. Laut dem Historiker Oskar Dohle
haben rund 20.000 Menschen das Lager durchlaufen. Ein Problem
für die Alliierten war, wie sie mit den vielen Nazis in Österreich
umgehen sollten. „Da es bei keiner NS-Organisation einen Beitrittszwang
gab und der Aufstieg in mittlere bis hohe Positionen nur
freiwillig erfolgen konnte, mussten die US-Behörden annehmen,
dass Mitglieder bei NSDAP, SA und SS mit der verbrecherischen
Ideologie übereinstimmten“, sagt die Historikerin Kathrin Meyer.
„Das Problem war, dass diese Leute seit Jahren in ideologischem
Denken gefangen waren, sich als unschuldig in Haft sahen, durch
die Niederlage von Hitlerdeutschland im Krieg bedingt. Eine
selbstkritische Reflexion war nicht möglich“, ergänzt der Historiker
Ernst Hanisch. Im März 1947 kam es zu einem Häftlingsaufstand,
einige Kriegsverbrecher konnten fliehen.
Von Zeitzeugen aus dem Gasteiner Tal ist bekannt, dass
Sympathisanten mit der Bahn nach Glasenbach fuhren, um Lebensmittelpakete
und Geschenke über den Lagerzaun zu werfen, obwohl
die Lebensverhältnisse im Lager laut Oskar Dohle besser waren als
unter der Salzburger Bevölkerung. Der amerikanische Lagerkommandant
war zu den Insassen äußerst freundlich und sang mit
ihnen bei diversen Festen u. a. auch das berüchtigte Horst-Wessel-
Lied der Nazis. Dennoch wird das „Lager Glasenbach“ von Alt- und
Neonazis immer wieder als „Konzentrationslager“ bezeichnet, um
die Alliierten und ihre „Siegerjustiz“, wie es in diesen Kreisen heißt,
zu diffamieren.(gl) |
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Wilhelm Swoboda, „... vorbehaltlos meine Pflicht erfüllt.“ Das Internierungslager
Glasenbach, in: Zeitgeschichte, 22. Jahrgang, Heft 1–2,
Januar / Februar 1995, S. 3–29.
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