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Das Schloss liegt idyllisch am Fuschlsee und ist beliebtes
Luxushotel für Festspielgäste und andere Prominenz.
Bis 1938 gehörte es Baron Gustav von Remiz, einem
Monarchisten. Nach dem Anschluss verhaftete die
Gestapo Remiz, deportierte ihn ins KZ Dachau und
beschlagnahmte die Liegenschaft. Schloss Fuschl war
bis 1945 Sommerresidenz des NS-Außenministers
Joachim von Ribbentrop. In den 1950er-Jahren diente
es als Kulisse für die „Sissi“-Filme. |
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1929 kauften Gustav Remiz und seine Frau Hedwig das aus dem
15. Jahrhundert stammende Jagdschloss. Remiz unterstützte als
Monarchist den Austrofaschismus, was ihn nach dem Anschluss
Österreichs an Deutschland zur Zielscheibe der Nationalsozialisten
machte. Im Juni 1938 verhaftete die Gestapo Remiz, er kam ins
KZ Dachau, wo er ein Jahr später als sogenannter „Schutzhäftling“
starb. Seine Frau Hedwig versuchte sich gegen die Enteignung des
Schlosses zu wehren, schließlich war sie die Enkelin des Industriellen
August Thyssen. Doch Gauleiter Friedrich Rainer betrieb die
Enteignung mit allen Mitteln. Er schlug Hedwig Remiz zunächst vor,
das Schloss „freiwillig“ zu verkaufen. Als sie ablehnte, erstellte die
Salzburger Gestapo einen Bescheid, dass Remiz ein „Staats- und
Volksfeind“ und damit eine Enteignung des Schlosses rechtens
wäre.
Im Sommer 1939 suchte Martin Bormann für Ribbentrop einen
Sommersitz in der Nähe des Obersalzbergs, wo Hitler residierte.
Schloss Fuschl schien ideal gelegen und auch repräsentativ genug
für einen Außenminister des Dritten Reichs. Das Reichsaußenministerium
zahlte dem Land Salzburg dafür eine Entschädigung,
im Dezember 1939 unterschrieben Ribbentrop und Rainer die
Verträge. Die eigens gegründete Stiftung „Haus Fuschl“ stellte das
Schloss und die angrenzenden Liegenschaften den NS-Granden
für Repräsentation und Erholung zur Verfügung. Die Stiftung
errichtete ein Bootshaus und einen zwei Kilometer langen Promenadenweg
am See sowie ein Wachhaus für die SS. Das Schloss
wurde ausgebaut und aufgestockt. Das Außenministerium wollte,
um mit Staatsgästen ungestört flanieren zu können, eine Sperrzone
rund um das Schloss schaffen. Doch die umliegenden Bauern
wehrten sich. Staatssekretär Martin Luther, Mitarbeiter von Ribbentrop,
beschimpfte die Landwirte als „schwarze Brüder“, die von
den „Pfaffen“ aufgewiegelt worden wären.
Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reichs musste sich
Ribbentrop als einer von 24 Hauptkriegsverbrechern wegen
Verschwörung, Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen
und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor dem Nürnberger
Gericht verantworten und wurde im Oktober 1946 hingerichtet.
Er zeigte bis zuletzt keine Reue. Die US Army stellte die Stiftung
„Haus Fuschl“ unter öffentliche Verwaltung und nutzte das Schloss
und die Nebengebäude als Erholungsheim für US-Offiziere. Hedwig
Remiz, die den Tod ihres Mannes und die Verfolgung nicht verkraftet
hatte, galt mittlerweile als „geisteskrank“. Die Rückstellung von
Schloss Fuschl an die Familie Remiz zog sich bis in die 1950er-Jahre,
unterschiedliche Interessen waren im Spiel. Die weiter bestehende
Stiftung „Haus Fuschl“ argumentierte, Hedwig Remiz hätte die
Investitionskosten zu begleichen, bevor es zu einer Restitution
kommen könne. Die Witwe reagierte verbittert: „Es wird niemand
verwundert sein, dass mich das Begehren sonderlich berührt, das
Wachhaus jener SS bezahlen zu sollen, deren Auftreten in Österreich
ich die Verschleppung und Liquidierung meines Gatten in
Dachau zu verdanken habe.“ Es kam zu einem Vergleich.
Unterdessen diente Schloss Fuschl als Kulisse für die von 1955
bis 1957 entstandenen „Sissi“-Filme. Der Versuch einer aus dem
politischen Zusammenhang gerissenen Idyllisierung gelang. 1959
kaufte der Bad Reichenhaller „Salzbaron“ Carl Adolf Vogel das
Schloss und konnte mit prominenten Gästen punkten: Der sowjetische
Staatschef Chruschtschow, Ägyptens Präsident Sadat und
US-Präsident Ford wohnten hier. Nach mehreren Eigentümerwechseln
werben nun die „Schloss Fuschl Betriebe GmbH“ mit
der idyllischen Lage am See, den „Sissi“-Filmen und den Adeligen,
Erzbischöfen, Kaiserinnen und Filmstars, die hier seit dem 15. Jahrhundert
residierten. (sr) |
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Jutta Hangler: Schloss Fuschl. Beutegut des NS-Außenministers, in:
Robert Kriechbaumer (Hg.): Der Geschmack der Vergänglichkeit.
Jüdische Sommerfrische in Salzburg. Wien, Köln, Weimar 2002,
S. 259–280.
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